Immer, wenn es um Gemeinschaft geht, wo Menschen miteinander kooperieren müssen – unabhängig von Beruf und Partnerschaft – ist es wichtig, das Anderssein des anderen nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu erleben.

Aber wie sieht die Realität aus?

In Auswahlprozessen achtet man gerne darauf, dass der neue Kollege in das Team passt. Doch wer ist wirklich passend? Was entscheidet neben der Qualifikation? Ein Beispiel aus meiner beruflichen Praxis war, dass das Team sich gerne Kollegen ausgesucht hat, die ähnlich waren. Es hieß dann, der/die ist wie wir. Was heißt das aber für den Erfolg?

Meist stellte sich heraus, dass der angeblich passende, der so war wie wir, doch nachher ganz anders agierte, als wir uns das vorstellten. Denn erstmal muss man wissen, wie ticken denn überhaupt wir, bevor wir den anderen beurteilen, wie er denn ticken könnte. Da spielen Projektionen eine ganz große Rolle. Objektivität war da ganz weit weg. Nicht umsonst werden so viele Arbeitsverhältnisse innerhalb der Probezeit beendet, weil man den vermeintlich unpassenden Kandidaten ausgewählt hat.

Hat aber der Entscheider einen blinden Fleck in Bezug auf seine eigene Selbstreflektion, dann benötigt er viel Glück, um den richtigen Kandidaten auszuwählen. Es gibt Abteilungen, da passiert immer das gleiche. Nach einiger Zeit kommt eine Unzufriedenheit auf und die Mitarbeiter wechseln. Manchmal nur den Chef, manchmal sogar das Unternehmen. Meist liegt es daran, dass immer wieder Persönlichkeiten ausgewählt werden, die zwar vordergründig gut zu passen scheinen, aber dann doch nicht den Anforderungen entsprechen.

Doch wessen Anforderungen? Meist geht es gar nicht um die Qualifikation. Sondern um das „menscheln“. Es passt einfach nicht. Er kommt mit der Führungskraft und/oder den Kollegen nicht klar.

Aber wenn eine Führungskraft im Human Design den Kanal 21-45 hat und der eingestellte Kandidat ein Enneatyp 8 ist, dann kann das nicht funktionieren, es sei denn, beide sind am Zenit ihrer persönlichen Reifestufe angelangt, was in der Regel höchst unwahrscheinlich ist. Diese beiden Typen würden sich, sofern die persönliche Reife, fehlt ständig im Konkurrenzkampf zermürben. Ein Miteinander, wie es erforderlich ist in Teams, würde nicht zustande kommen. Aber komischerweise werden sie sich am Anfang sogar sehr sympathisch finden. Das ist einer wie ich – denkt jeder vom anderen.

Damit Sie besser nachvollziehen können, was ich konkret meine, gebe ich nachfolgend ein Beispiel anhand von Personen, die Ihnen sicherlich bekannt sind.

Der Kanal 21-45 im Human Design ist ein sogenannter Herrscher Kanal. Diese Menschen möchten Macht. Sie bestimmen, wo es lang geht. Die Führer der Firmen. Sie reagieren höchst empfindlich, wenn ihre Autorität nicht anerkannt wird. Berühmtes Beispiel, das jeder kennt, der diesen Kanal hat, ist Donald Trump.

Nehmen wir Wladimir Putin. Er ist vom Typ her ein Manifestor. Manifestoren gehen ihren eigenen Weg. Sie lassen sich nicht gerne von anderen führen oder dominieren. Unterordnung ist ihnen zutiefst zuwider. Putin ist ein Erfolgsmensch, der ganz oben stehen will, was auch sein Kanal 32-54 (Kanal der Umwandlung) zusätzlich aufzeigt.

Und jetzt stellen Sie sich vor, Trump stellt Putin als seinen Mitarbeiter ein. Er findet ihn einfach toll und macht ihn zu seinem Mitarbeiter. Er verspricht sich von ihm, dass er ihn in seinem Erfolg stärkt und die Firma nach vorne bringen wird. Natürlich erwartet er aber zuallererst Gehorsam. Was denken Sie, wie lange das gut gehen wird?

Richtig, in einer Zusammenarbeit, wo einer von beiden der Befehlsempfänger wäre, würde eine Zusammenarbeit langfristig nicht funktionieren, denn Kooperation ist schwer zu erreichen. Beides sind Machttypen und benötigen ihren eigenen Wirkungsbereich.

Eine andere Situation würde entstehen, wenn beide sich entschließen, eine gemeinsame Firma zu gründen und als gleichberechtigte Partner die Firma führen, dann könnte das ein Erfolgsmodell werden, da beide Macher sind und beide den Anspruch nach Führung haben. Wichtig wäre, dass keiner dem anderen überstellt ist und in seinen Wirkungsbereich eingreift.

Daher sind die unbewussten Motivatoren der einzelnen Menschen wichtiger, als das, was sie im Außen zuerst sehen und Sie vielleicht anfangs sogar begeistert.

 

Doch nun ein Blick in den privaten Bereich.

Beim Thema Freundschaften und Partnerschaften verhält es sich oft ähnlich. Anfangs ist immer Euphorie, ein Gleichklang vorhanden. Herrlich, endlich die/den Menschen gefunden, der einen versteht. Doch eines Tages fällt der Schleier und wir wundern uns, warum der andere so anders ist.

Jetzt fängt das Lernthema an. Unseres und das des anderen. Wollen wir wachsen oder ignorieren? Tauschen wir einfach den Menschen aus, und glauben dann, wir kommen um unser Lernthema herum? Nein, der nächste Mensch, der in unser Leben kommt, bringt genau die gleiche Thematik mit hinein. Sofern wir nicht bereit sind, uns das Thema anzuschauen, kann das durchaus ein jahrelanger Prozess werden. Wir lernen dann irgendwann, das austauschen funktioniert irgendwie nicht.

Bleiben wir bei dem Kanal 21-45, dem Herrschaftskanal. Menschen mit dieser Konstellation beanspruchen das Sagen in partnerschaftlichen Beziehungen, unabhängig davon, ob es eine Freundschaft oder Partnerschaft ist. Sie gehen davon aus, dass andere Menschen ihre natürliche Autorität anerkennen.

Leider steht aber den Menschen nicht im Gesicht geschrieben, dass sie diesen Kanal in ihrem Design haben.

Aber glauben Sie mir, Sie werden es – irgendwann – spüren. Diese Menschen verhalten sich meist „majestätisch“, man könnte auch sagen, sie verhalten sich arrogant. Sie erwarten einfach, dass die anderen um sie herum funktionieren und ihren Anordnungen folgen werden.

Natürlich tun das die meisten nicht, denn das Gegenüber hat vielleicht nicht den Herrschaftskanal, sondern möglicherweise ein nicht definiertes Ego (welches sich immer wieder bestätigen will und muss) und wird daher keine Lust haben, den Anforderungen des anderen zu entsprechen und will sich auf seine eigene Weise durchsetzen.

Es lohnt sich daher, in allen Lebensbereichen einen Blick hinter die Kulissen und die Dynamiken des Lebens zu werfen.

Das, was wir im Außen visuell wahrnehmen, ist oft nicht das, was wir im Handeln des anderen erleben.