„Dem anderen sein Anderssein zu verzeihen, das ist der Anfang der Weisheit“
Geht es Ihnen auch so? Gefühlt ist der Ton in den letzten Wochen im Miteinander rauer geworden.
Egal, ob beim Einkaufen im Supermarkt oder beim Austausch mit Freunden und Bekannten, es spalten sich die Gruppen. Jeder hat (s)eine Meinung. Was per se vollkommen in Ordnung ist, denn jeder Mensch ist individuell und wir leben in einer Gesellschaft, in der jeder so sein darf wie er möchte und vor allem leben wir hier im Westen in einer Kultur der Meinungsfreiheit.
Schon in Unternehmen ist es wichtig, dass eine gute und lebhafte Diskussionskultur herrscht. Austausch und Reibung bringt meist bessere und effizientere Lösungen als Anpassung. Eine Firma mit einer autoritären Struktur und Mitarbeitern, die als Ja-Sager fungieren, ist ein Auslaufmodell. Aber nicht erst seit heute, sondern schon länger.
Aber was passiert gerade? Es ist, als geraten wir gerade in die Infantilität des Kindergartens zurück. Ich habe recht und wenn du etwas anderes sagst, kriegst du die Schippe auf den Kopf. Schnell hatte man den Sand aus dem Sandkasten im Gesicht, wenn es Streit gab. Meist war der Streit am nächsten Tag aber wieder vergessen und man spielte weiter miteinander.
Anders heute als vermeintlich „Erwachsene“. Freundschaften spalten sich. Und bleiben auseinander. Wegen Nichtigkeiten. Oder sind es keine Nichtigkeiten? Warum können wir dem anderen so schwer seine – ihm vollkommen zustehende Meinung – nicht lassen? Warum wollen wir Recht haben und beharren mit einer Sturheit auf der Richtigkeit unserer Ansicht?
Es scheint, als nehmen die Menschen jegliche andersartige Meinungsäußerung als persönliche Beleidigung auf. Waren wir früher toleranter? Jeder von uns hat seine Sicht der Dinge, vor allem weil wir völlig unterschiedliche Menschen sind. Wir bestehen aus Konditionierung und Erfahrungen und jeder reagiert so, wie er sozialisiert wurde. Ich vermisse gerade, dass wir es als Bereicherung empfinden, wenn jemand anders ist oder denkt. Eine gesunde Einstellung wäre, dass man dem anderen zuhört und der andere sein kann und darf wie er ist. Ich kann die Person schätzen und respektieren und trotzdem anderer Meinung sein.
Aber mittlerweile gehen wir sofort in die Abwertung der ganzen Person, wenn es nur um eine getätigte Äußerung des anderen geht. Was passiert hier gerade gesellschaftlich?
Wenn wir uns das Human Design anschauen, dann haben ungefähr 70 % der Menschen ein nicht definiertes Ego-Zentrum. Und offene Zentren wollen immer bestätigt werden. Das bedeutet, dass 70 % der Menschheit alles daran setzen, um andere zu überzeugen, dass sie im Recht sind. Das ist natürlich ein Problem, da nur 30 % ein definiertes Ego Zentrum haben und diese Menschen müssen ihr Recht haben weder vor sich noch vor anderen beweisen.
Das sind diese Menschen, die meist friedfertig sagen, du hast Recht und ich habe meine Ruhe. Für unsere Welt wäre es weitaus besser die Gewichtung wäre eher bei 30 % nicht definiert und 70 % definiert. Nunmehr, wir können das Human Design mancher Menschen nicht umschreiben.
Doch was könnte helfen? Meine persönliche Meinung liegt in der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, in der Weisheit, sich selbst und andere so sein zu lassen, wie sie sind. Akzeptiere ich mich, so wie ich bin, akzeptiere ich auch den anderen, egal wie er ist. Es ist immer wieder bereichernd, Menschen zu treffen, die eine Reife und Weisheit in sich tragen und entsprechend handeln.
Und es ist vollkommen egal, welcher Nationalität sie sind, welches Geschlecht sie haben und welchen Beruf. Ob sie arm oder reich, laut oder leise, jung oder alt sind.
Es bringt nichts, alle Menschen gleich machen zu wollen. Denn wir sind nicht gleich. Wir alle sind individuell und einzigartig. Jeder ist besonders. Auf seine ureigene Art und Weise. Dem anderen sein Anderssein zuzugestehen und nicht ihn mir gleich und angepasst machen zu wollen hat mit seelischer Reife zu tun. Erwachsene Menschen können das. Wer in den Kindheitsverletzungen hängen geblieben ist, wehrt sich gegen das Erwachsenen-ich im anderen durch Abwertung der Person.
Dann wird der andere schnell als blöd hingestellt, weil er sich nicht an „Regeln“ hält oder seinen eigenen Weg geht. In Schulen und Firmen nennt man das Mobbing. Dem anderen sein Anderssein austreiben zu wollen mit Schikanen und Verleumdungen.
Die Moralapostel sind da natürlich ganz vorne dran. Im Enneagramm finden wir sie häufig unter dem Enneatyp Eins. Das sind diejenigen, die jeden kritisieren und über jeden etwas wissen, aber bei sich selbst gerne wegschauen. Sie kennen sicherlich den Spruch..:“Der Splitter im Auge des anderen..“Sie halten sich gerne an Regeln und erwarten das natürlich auch von anderen. Wehe dem, der die Regeln nicht einhält, da kann sich eine Eins verbal nicht zurückhalten.
Am ehesten tolerant für andere Menschen ist der Enneatyp Neun. Er ist der Friedensstifter und der Harmoniemensch. Er schaut über die Schwächen der anderen hinweg und ist meist unter den sogenannten „Gutmenschen“ zu finden. Allerdings findet er auch Verhaltensweisen anderer gut, die weniger gut sind. Man findet für alles und jeden eine Entschuldigung. Stellung bezieht er nicht, er weicht jedem Streit aus und zieht sich – schmollend – zurück.
Jeder der 9 Enneagrammtypen hat seine Verhaltens- und Überlebensstrategien. Keine davon ist gut, keine davon ist schlecht. Sie sind schlicht und einfach individuell. Den anderen zu verstehen, ihn anzunehmen und ihn zu tolerieren, das ist die Aufgabe und Herausforderung.
Wenn wir gemeinsam darüber lachen können, wo unsere jeweiligen Trigger Punkte sind, dann haben wir gewonnen. Ich muss den anderen nicht lieben, aber ich sollte jeden Menschen, jedes Tier und alle Natur respektieren, wertschätzen und achten.
Und wir sollten lernen, dem anderen zuzuhören, was er zu sagen hat. Ihn nicht abwerten als Verschwörungstheoretiker, Realitätsverweigerer, linker oder rechter. Jeder von uns hat das Recht, ein „anders-denkender“ zu sein. Diese Welt ist groß genug für uns alle. Wir sollten uns stützen und stärken, anstatt uns zu bekämpfen und zu denunzieren.
Die Zeit gerade ist für uns alle nicht einfach. Die transformative Phase der Pluto/Saturn Konstellation ist in vollem Gange. Und sie hat erst begonnen. Es ist also Zeit, dass wir anfangen, uns mit den Energien zu bewegen und nicht gegen sie.
Aber durch unsere oft vorhandene Unreife und Unkenntnis unserer eigenen, besonderen Persönlichkeit machen wir uns das Leben schwerer als es ist. Lernen Sie, sich selbst und Ihre Eigenarten anzunehmen, dann werden Sie auch andere annehmen und akzeptieren können in ihrer Individualität und Besonderheit.
Unsere Welt kann durch Zusammenhalt und Miteinander besser werden. Nutzen wir die Chance – miteinander.
Nicht gegeneinander.